Die Zukunft der Webseiten-Zugriffe: Tendenz sinkend

Datenschutzgrundverordnung, e-Privacy-Verordnung, Cookies-Urteil vom EuGH, Google-Updates – wo man auch hinschaut gab es in den letzten Monaten rasante Entwicklungen. Gerade im Bezug auf die Änderungen beim Datenschutz fragen sich Online Marketers, wo das alles noch hinführen wird. Eines ist jedenfalls jetzt schon sicher, so schön und einfach wie die Branche einst war, ist sie heute nicht mehr. Auch wir beobachten die Entwicklungen genau und machen uns Gedanken um unsere Zunft und unsere Basis: Wie sieht wohl die Zukunft von Webseiten-Zugriffe via Google Analytics aus?

Datenschutz

Im Mai 2018 trat die Datenschutzgrundverordnung in Kraft. Spätestens seitdem sind viel mehr User für das Thema Datenschutz sensibilisiert und haben sich damit beschäftigt. Sie blockieren selbstständig Tracking-Cookies über den Browser oder surfen im inkognito-Modus. Diese User können von Tracking- und Analyse-Tools wie Google Analytics nach dem Blockieren der Cookies nicht mehr erfasst werden.
Aber nicht nur der User selbst wird beim Datenschutz aktiv, sondern auch der eine oder andere Browser. Mozilla Firefox hat beispielsweise in den vergangenen Monaten mit seinen Browser-Updates den Datenschutz immer weiter erhöht. In der aktuellsten Version werden alle User automatisch vor sogenannten Third-Party-Cookies geschützt, also auch vor Tracking-Tools. Dazu muss der User keine weitere Einstellung vornehmen, das Blockieren dieser Cookies ist bereits voreingestellt. Vorher hatten ca. 20 % der User diese Möglichkeit genutzt, ab der Version 69 profitiert jeder davon. Auch diese User können von Google Analytics nicht mehr erfasst werden – es sei denn sie deaktivieren den voreingestellten Schutz wieder, aber das wird wohl eher die Ausnahme sein.
Seit dem EuGH Urteil im Oktober bezüglich Third Party Cookies, dürfen diese nur noch nach eindeutiger und freiwilliger Zustimmung der Nutzer gesetzt werden. Das heißt, eine Webseite darf Tracking-Cookies erst zulassen, wenn der Nutzer explizit in das Setzen des Cookies eingewilligt hat. Dabei ist es dann auch egal, mit welchem Browser eine Webseite aufgerufen wird. Das Urteilt ist noch verhältnismäßig jung und die neuen Vorgaben sind noch nicht auf allen Webseiten umgesetzt, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis Analyse-Cookies ein weiterer massiver Riegel vorgeschoben und Tracking immer schwieriger wird. Wie viele User Tracking & Co tatsächlich zulassen, bleibt abzuwarten. Die Schlinge um verlässliche und aussagekräftige Daten wird also immer enger zugezogen.

Google

Google als Suchmaschine trägt einen maßgeblichen Teil zum Webseiten-Traffic bei. Die Suchmaschine führt in ihren Suchergebnissen Webseiten auf und leitet Nutzer nach dem Klick auf einen Link auf diese weiter. Doch gleichzeitig ist Google auch immer mehr bestrebt, Antworten auf Nutzer-Fragen direkt auf der eigenen Webseite zu geben, sodass Nutzer gar nicht mehr auf andere Webseiten nach ihrer Antwort suchen müssen. Im Prinzip ist das nett von Google, denn der Nutzer findet so schnell seine passende Antwort und spart sich Zeit. Den Webseiten-Betreibern gehen allerdings wichtige Nutzer verloren und der Webseiten-Traffic wird dadurch verringert. Dass Google Anfragen bereits selbst beantwortet, hat sich in den letzten Monaten deutlich gesteigert. Dies wird künftig sogar noch mehr werden, denn Google ist bestrebt das Ende der sogenannten Customer Journey (= Kundenreise) zu sein.

Einige Beispiele

Sucht man bei Google zum Beispiel nach „Wetter Leipheim“ erscheint direkt bei Google eine Grafik mit aktuellen Temperaturen und Prognosen. Niemand muss also mehr wetter.com, wetter.de, daswetter.com oder andere Wetter-Webseiten besuchen, um die gewünschte Information zu erhalten. Selbiges passiert, wenn man wissen möchte, welche Kinofilme in einem bestimmten Kino oder in einer bestimmten Stadt gerade laufen, auf welches Datum Ostern 2020 fällt oder wann in Bayern die Winterferien nächstes Jahr sind. Aber auch sämtliche andere Anfragen beantwortet Google innerhalb der eigenen Webseite. Sucht man nach bestimmten Unternehmen, Restaurants, Arztpraxen etc. werden allgemeine Unternehmensinformationen wie Adresse, Telefonnummer und Öffnungszeiten ebenfalls direkt bei Google präsentiert. Auch einfache wer-wie-was-wo-Fragen beantwortet Google selbst. Ein Klassiker ist die Suchanfrage „wie groß ist dirk nowitzki“. Manchmal verrät Google die Antwort bereits, während man noch mit dem Tippen der Frage beschäftigt ist.

Wie kann man diesem Trend als Webseiten-Betreiber entkommen?

Am besten etablieren Sie sich bei Ihrer Zielgruppe als Fachmann und Experte, sodass User gar nicht erst bei Google nach ihrer Antwort suchen müssen, sondern direkt zielgerichtet Ihre Webseite aufrufen. Ansonsten sollten Sie immer noch mehr bieten als Google. Zum Beispiel indem Sie Trailer für die Kinofilme bieten. Mehrwert ist hier das Stichwort. Der Nutzer sollte mit wichtigen und ausführlichen Informationen, über die idealer Weise nur Sie verfügen, für seinen Klick auf die Webseite belohnt werden. Gute und einzigartige Inhalte werden sich auch in Zukunft mit Webseiten-Besuchen auszahlen.

Ausblick

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen beim Datenschutz und bei Google rechnen wir mit einem künftigen Rückgang der Webseiten-Besucher. Nicht, weil sich keiner mehr für Ihre Webseite interessiert, sondern weil User von Analyse-Tools nicht mehr erfasst werden und weil sie die gewünschten Informationen bereits an anderer Stelle finden. Bereits heute schon sehen wir, dass die Zugriffszahlen nicht mehr so stark anwachsen wie noch vor ein oder zwei Jahren. Wenn immer mehr Browser standardmäßig Cookies blockieren oder Nutzer vor dem Setzen von Cookies erst ausdrücklich einwilligen müssen, wird es künftig schwer verlässliche Aussagen zu treffen, wie viele Nutzer ihre Webseite besuchen, wie sie sich darauf bewegen und woher sie kommen.

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